Kingsley Coman (53. Minute) und Jamal Musiala (74.) wendeten am Samstag beim 2:1 (0:1) gegen den couragierten FSV Mainz 05 mit viel Mühe und dank einer Steigerung nach der Pause das intensive Spiel. Karim Onisiwo hatte die formstarken Gäste nach dem Führungstreffer auf Punkte in der leeren Allianz Arena hoffen lassen (22.). Die Bayern bauten den Vorsprung an der Tabellenspitze durch das 1:1 von Borussia Dortmund beim VfL Bochum auf sechs Punkte aus.
Die Mainzer entpuppten sich als der „unangenehme Gegner“, vor dem Nagelsmann noch kurz vor dem Anpfiff gewarnt hatte. Bissig in den Zweikämpfen und taktisch äußerst diszipliniert stemmten sie sich gegen die spielerisch überlegenen Münchner. Der frühe Führungstreffer gab dem Team von Trainer Bo Svensson noch mehr Mut.
Während der Däne seiner Mannschaft aus der Coaching-Zone anerkennend applaudierte, war Nagelsmann eine Woche nach dem 3:2 gegen den BVB diesmal die Unzufriedenheit anfänglich deutlich anzusehen. Wie im Januar, als die Bayern unter Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick gar einen 0:2-Pausenrückstand aufholen mussten, war auch diesmal ohne das fehlende Mittelfeldduo Joshua Kimmich und Leon Goretzka eine Steigerung nach dem Seitenwechsel vonnöten. Kimmich wird nach seiner Corona-Infektion erst im neuen Jahr wieder spielen können. Auch seinem ausgewechselten Ersatz Corentin Tolisso droht eine Pause.
Die Partie hatte eigentlich wie üblich begonnen. Bayern machte Druck, Mainz hatte viel Abwehr- und Zweikampfarbeit zu leisten. Bei den wenigen entlastenden Aktionen liebäugelten die Gäste mit einem Elfmeterpfiff (20.). Münchens Abwehrchef Dayot Upamecano traf Angreifer Jae-Sung Lee, der aber etwas übertrieben fiel. Der Videoassistent teilte die Ansicht von Schiedsrichter Benjamin Cortus, dass das nicht strafstoß-würdig gewesen war.
Die 05er haderten nicht - und schlugen nur wenig später zu. Anton Stach und Jonathan Burkhardt setzten sich gegen die zu zaghaften Benjamin Pavard und Upamecano durch, nach Burkhardts Flanke nahm Tolisso das Luftduell mit Onisiwo nicht an. Der Österreicher ließ Bayern-Keeper Manuel Neuer bei seinem Kopfball keine Chance.
Die oftmals zu unpräzisen Münchner hatten viel Mühe, zu klaren Chancen zu kommen. Möglichkeiten gab es trotzdem schon gute vor der Pause. Thomas Müller schoss aus dem Gewühl knapp über das Tor (32.), Coman scheiterte nach einer wilden Flugeinlage von FSV-Torhüter Robin Zentner an Verteidiger Alexander Hack (44.).
Zwei Kopfballchancen gleich nach dem Seitenwechsel durch Robert Lewandowski (46.) und Coman (49.) dokumentierten den großen Willen auf die Wende. Tolisso leitete diese wenig später durch einen Traumpass auf Coman ein, der Zentner mit einem Schuss durch die Beine überwand. Der „King“ verpasste nur kurz nach dem Ausgleich den Führungstreffer (62.).
Bayern ließ nicht mehr locker. Nachdem die Mainzer den Ball nicht klären konnten, legte Pavard für Musiala auf. Der Junior vollendete mit einem platzierten Flachschuss. Nagelsmann klatschte zufrieden und durfte im 199. Spiel den runden Erfolg bejubeln, wenngleich er in der Schlussphase noch zittern musste.
Premierensieg für Korkut
Hertha BSC ist der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga geglückt. Beim Heimdebüt des neuen Trainers Tayfun Korkut gewannen die Berliner mit 2:0 (0:0) gegen Arminia Bielefeld und setzten sich vom Tabellenkeller etwas ab.
Die Tore des Tages für den Hauptstadtklub erzielten Stevan Jovetic (53.), der bereits in der Vorwoche zweimal erfolgreich gewesen war, und Davie Selke (90.+5). Die Herthaner belohnten sich vor 5000 Zuschauern im Olympiastadion für eine kämpferisch und auch spielerisch ordentliche Leistung mit dem Premierensieg unter Korkut. Die offensiv harmlosen Bielefelder stecken weiter auf dem vorletzten Tabellenplatz fest.
Korkut musste kurzfristig ohne die Außenverteidiger Peter Pekarik (Muskelprobleme) und Maximilian Mittelstädt (Erkältung) auskommen. Arminia-Trainer Frank Kramer vertraute der gleichen Startelf, die in der Vorwoche ein 1:1 gegen den 1. FC Köln geholt hatte.
„Es wird wichtig sein, dass wir geduldig sind und gleichzeitig zielstrebig“, hatte Korkut im Vorfeld gefordert. Sein Team setze das zunächst auch gut um und kam in der Anfangsviertelstunde zu drei guten Chancen durch Niklas Stark (10.) und Suat Serdar (12. und 14.). Bei Serdars zweiter Möglichkeit rettete Joakim Nilsson auf der Linie per Kopf für den bereits geschlagenen Arminia-Torhüter Stefan Ortega.
Erst danach fanden auch die Gäste besser ins Spiel, auch wenn sie große Schwierigkeiten hatten, sich klare Torchancen herauszuspielen. Zumindest kamen die Bielefelder etwas mehr in Ballbesitz und näherten sich dem gegnerischen Tor zunehmend an.
Nach dem Seitenwechsel passierte zunächst wenig, Herthas 1:0-Führung fiel quasi aus dem Nichts. Ishak Belfodil hatte im Strafraum den Ball gegen drei Arminen behauptet und überlegt auf Torschütze Jovetic zurückgelegt. Danach öffnete Bielefeld seinen Defensivverbund etwas, zudem brachte Trainer Kramer frische Offensivkräfte. Doch die nach Toren harmloseste Mannschaft der Liga spielte nicht zwingend genug. Chancen wie die des eingewechselten Florian Krüger (65.), der das Außennetz traf, blieben Mangelware.
Hertha verteidigte nicht nur die knappe Führung, sondern spielte auch auf das 2:0. Vor allem das neue Sturm-Duo Jovetic/Belfodil sorgte für reichlich Unruhe in der Bielefelder Hälfte.
Erfolgreiches Tedesco-Debüt
Domenico Tedesco hat einen perfekten Einstand als Trainer von RB Leipzig gefeiert. Im ersten Spiel unter dem neuen Coach gewann der Vizemeister gegen Borussia Mönchengladbach mit 4:1 (2:0) und rückte nach einer abgeklärten und spielerisch überzeugenden Leistung wieder an die internationalen Plätze heran. Der frühere Schalke-Coach Tedesco war am Donnerstag als Nachfolger von Jesse Marsch vorgestellt worden - und brachte den Spaßfußball zurück nach Leipzig.
Die Borussia muss sich dagegen auf weitere Debatten um Trainer Adi Hütter einstellen. In Leipzig kassierte Mönchengladbach die dritte Niederlage nacheinander, wie zuletzt beim Derby in Köln (1:4) sowie gegen den SC Freiburg (0:6) agierte Gladbach defensiv äußerst anfällig.
Josko Gvardiol (21.) bescherte Leipzig per Kopf die verdiente Führung. Andre Silva (33.) erhöhte. Ramy Bensebaini gelang noch per Fallrückzieher das zwischenzeitliche Anschlusstor (88.) für Gladbach, Christopher Nkunku (90.+1) stellte den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her. Für den Schlusspunkt sorgte Benjamin Henrichs (90.+4).
Bei Leipzig kehrte Abwehrchef Willi Orban nach überstandener Corona-Infektion zurück in die Startelf. Offensivspieler Dominik Szoboszlai saß dagegen zunächst nur auf der Bank. Hütter beließ es bei zwei Änderungen im Vergleich zum Debakel gegen Freiburg.
Leipzig war von Beginn an das bessere Team. Mit schnellen Kombinationen im Zentrum schaffte RB Räume für die schnellen Außenspieler und kam früh zu guten Möglichkeiten. Konrad Laimer (7.) und Silva (10.) verzogen aber knapp. Gladbach-Schlussmann Yann Sommer wäre machtlos gewesen.
Die Gäste befreiten sich nach einer Viertelstunde für eine kurze Phase vom Leipziger Druck. Gladbach kam besser in die Zweikämpfe, verlagerte das Spiel aus der eigenen Hälfte - und ließ sich auskontern. Christopher Nkunku lief alleine auf Sommer zu, vertändelte beim Abschluss aber den Ball (19.). Die überfällige Führung fiel nach einem Standard: Gvardiol köpfte eine scharfe Hereingabe von Angelino aus kurzer Distanz ein - Tedesco spendete Applaus.
Gladbach mühte sich um eine Reaktion, kam nach dem zweiten Gegentreffer aber gänzlich aus dem Konzept. Die Zuteilung stimmte kaum noch, Leipzigs Angreifer hatten bei Vorstößen zu viel Freiraum. Nkunku (34./44.) und Silva (35./45.) hätten erhöhen müssen. Für Gladbach war die Höhe des Pausenrückstandes schmeichelhaft.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig. Leipzig blieb spielbestimmend und strahlte viel Sicherheit aus. Gladbach fiel wenig ein und leistete sich teils grobe Schnitzer. Nach einem Sommer-Patzer traf Silva statt des leeren Tores nur die Latte (52.). Emil Forsberg (62.) und Nkunku (74.) vergaben weitere hochkarätige Chancen.
Freiburg kassiert Last-Minute-Pleite
Der Amerikaner Chris Richards hat der TSG 1899 Hoffenheim einen Last-Minute-Sieg im Baden-Duell beim SC Freiburg beschert. Der Abwehrspieler köpfte am Samstag in der 94. Minute zum 2:1 (1:1) der Gäste ein. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß gewann damit das vierte Spiel in Serie und verdrängte die Mannschaft von Christian Streich vom vierten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga.
Streich ärgerte sich zudem, dass dem entscheidenden Treffer ein Eckball für Hoffenheim und kein Freistoß für Freiburg nach einer umstrittenen Situation an Lucas Höler vorausging. Der frühere Freiburger Torwart Oliver Baumann rettete mit einem gehaltenen Strafstoß gegen den ehemaligen Hoffenheimer Vincenzo Grifo zudem den Kraichgauern den Sieg (62. Minute). So verpasste Streich seinen 100. Sieg als Chefcoach des Sport-Clubs.
Die Nationalspieler David Raum mit seinem ersten Tor im Oberhaus für Hoffenheim (3. Minute) und Nico Schlotterbeck für Freiburg (21.) trafen vor coronabedingt nur 750 Zuschauern im Europa-Park Stadion.
Eine Woche nach ihrem 6:0-Coup in Mönchengladbach gerieten die SC-Profis zunächst mächtig unter Druck. Die Gäste spielten präzise und mit gutem Gespür für die Lücken. So konnte Raum auf der linken Seite durchsprinten und bewies dann mit einem Schuss aus spitzem Winkel ins Netz, dass er mal Stürmer war.
Dann aber schlugen die Standardspezialisten aus Freiburg um den Ex-Hoffenheimer Grifo zu. Seinen Eckball köpfte Schlotterbeck zum Ausgleich ein. Es war bereits das 14. Tor des SC in dieser Saison nach einem Standard. Kevin Schade hätte kurz darauf die Partie beinahe gedreht, als er an Baumann scheiterte.
Die Hoffenheimer suchten und fanden immer wieder Andrej Kramaric. Der zuletzt angeschlagene Kroate stand erstmals nach der Länderspielpause in der Startelf. Es war sein 200. Pflichtspiel für Hoffenheim - seinen 100. Treffer aber verpasste der Clubrekordler.
Auf Freiburger Seite bestritt Nationalspieler Christian Günter gar seine 250. Erstliga-Begegnung für Freiburg. Der Kapitän hatte aber auf der linken Außenbahn zunächst einen schweren Stand gegen Kevin Akpoguma. Zudem hielt Routinier Kevin Vogt mit viel Übersicht die Hoffenheimer Abwehr zusammen.
Mit der Hereinnahme von Sturmtalent Georginio Rutter nach einer knappen Stunde erhoffte sich TSG-Trainer Sebastian Hoeneß mehr Durchschlagskraft. Doch die Hoffenheimer mussten sich erst einmal bei Baumann bedanken: Der 31-Jährige, der diese Woche seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat, parierte den Elfmeter von Grifo. Zuvor hatte Akpoguma Günter gefoult.
Für Aufregung sorgte noch eine Szene in der 70. Minute: Schlotterbeck räumte mit einer Grätsche den Ball und den einschussbereiten Rutter ab und verletzte sich dabei. Der eingewechselte Christoph Baumgartner trieb die Hoffenheimer zu einem schwungvollen Schlussspurt und vergab selbst die Chance zum Siegtreffer, ehe Richards zum späten 2:1 einköpfte.